Samstag, 13. April 2013

Bereit für das Ende!

Auf der Suche nach einem Obdach erblickte ich die Kirche, in deren Gewölbe meine Vorfahren liegen. Wie gerne läge ich da nun friedlich unter ihnen!
Meine Familie hatte ein Obdach gefunden und ich wohne fortan bei Alec. Er sagte mir, Angel komme nicht zurück und so sah es auch aus, bis er plötzlich vor der Tür stand. Doch es war zu spät. Alec hat mich zurückgewonnen. Ich hasse ihn jetzt, wo er mich angelogen hat. Zum zweiten Mal ist Angel nun fort und Alec ist schuld daran. ich habe ihn für immer verloren und alles nur wegen ihm. ich kann es nicht ertragen. Oh Gott! Ich griff nach dem Tranchiermesser von dem gut gedeckten Frühstückstisch und stach zu. Vollkommen erschrocken und ängstlich flüchtete ich aus dem Haus und zu ihm. Jetzt wo Alec tot ist, liegt nichts mehr zwischen uns. Keine Seele. Kein Gewissen. Ich bin frei! Wir sind es!
Die Tage auf der Flucht mit Angel waren die glücklichsten meines Lebens, obwohl ich immer im Hinterkopf hatte, dass es bald zu Ende ist. Ich wusste es, sie würden kommen und mich holen. Und das taten sie, doch ich war bereit dafür. So würde ich nicht miterleben wie Angel mich verachtet. Er und Liza-Lu würden zusammen glücklich werden. Sie ist so ein tolles Mädchen und hat das verdient, was ich nicht habe. Mein Leben ist vorbei. Es endet mit der wehenden schwarzen Fahne.

Was bin ich nur für eine Schande?

Eines Abends beim Essen klopfte es an der Tür und ich konnte es kaum glauben, es war   Liza - Lu. Ich habe meine Schwester schon so lange nicht mehr gesehen. Doch sie überbrachte mir keine guten Nachrichten. Mutter geht es schlecht, sie wird sterben und auch Vater ist schwer krank. Ich muss sofort nach Hause, es ist unumgänglich. Der lange Weg über Nacht machte mir schon sehr zu schaffen, doch er hatte sich gelohnt. Nach ein paar Tagen ging es meiner Mutter schon besser. Ich kümmerte mich um das Haus, das Feld und den Garten. Und da war er wieder: d`Urberville. Er wollte mich sehen und gegen meine harte Arbeit protestieren. Er setzte sich sehr für meine Familie ein.
Dann kam der Schlag: Vater ist tot, sein Herz ist zusammengewachsen. Oh nein, womit haben wir das verdient? Jetzt werden wir auch noch aus dem Haus geworfen, denn Vater war der letzte Pächter auf Lebenszeit. Ich bin doch an allem schuld, habe Schande über meine ganze Familie gebracht, wäre ich nicht heimgekommen, hätte man wahrscheinlich Mutter und den Kindern erlaubt als Wochenmieter zu bleiben. Mutter wurde beschimpft, dass sie mich beherbergte. Was bin ich nur für eine Schande!
Alec d`Urberville bietet mir sein Gartenhaus für Mutter und die Kinder an, doch ich kann das Angebot nicht annehmen. Er sei nun mein Freund und tatsächlich kennt er mich so gut wie man einen Freund kennt. Anders als Angel. Der lässt mich im Stich, allein zurück. Das verdiene ich nicht! Hörst du? Du bist grausam und ungerecht. Ich kann dir niemals wieder verzeihen! Diesen Brief schickte ich noch an diesem Tag ab.

Der Feind wird zu Freund?


Ich hatte seit meinem Fortgang aus Trantridge nichts mehr von ihm gehört und war auch froh darüber. Gerade jetzt, wo ich doch solchen Kummer habe und nur einen schwachen Schock auf meine Gefühle zulassen kann, steht er vor mir. Doch er ist irgendwie anders, so erwachsen und beinahe geistlich gekleidet. Er scheint auch wie ausgewechselt. Als Priester, dessen einziger Wunsch es ist, die wahre Anschauung an andere weiterzureichen, fand ich ihn auf. Doch der kann mir viel erzählen... eine hundert achtzig Grad Wendung gibt es gar nicht. Vom Sündigen zum Heiligen? Niemals! Er redet irgendetwas von ihn aus der Fassung bringen und daran sei ich Schuld. In manchen Augenblicken fürchte er mich weit mehr, als ich ihn fürchten müsse. Dann sollte ich an einem "heiligen" Stein schwören ihn niemals in Versuchung zu führen. Das, da war ich mir sicher, würde sowieso niemals geschehen. Die nächsten Tage kam er zum Pachthof und gab zu, Schuld an meinem Zustand zu sein. Er zeigte wahre Reue, das hat mich wirklich bewegt. Doch dann fragte er mich: "Willst du meine Frau werden und mit mir gehen?" Ich liebe ihn doch aber nicht, sondern meinen weit fernen Mann. Doch er meinte, dass eine Heirat eine Heiligung für uns beide wäre. "Der gläubige Mann ist geheiligt durchs Weib und das ungläubige Weib ist geheiligt durch den Mann."
Er ließ nicht locker und kam auch die folgenden Tage über Wochen zu mir. Dann gab er das Predigen auf, wegen mir. Seine religiöse Besessenheit oder was immer es auch war, sei vorbei. Unser Wiedersehen habe eine so große Leidenschaft in ihm geweckt und führe ihn in Versuchung.
Ich sei die Ursache für seine Abtrünnigkeit, müsse mit ihm kommen und Angel für immer verlassen. Da sprudelte es aus mir heraus und ich schlug ihn mitten ins Gesicht, mit meinem Handschuh, so doll ich konnte!
"Denk daran, Mylady, ich war einst dein Meister! Und ich werde wieder dein Meister sein. Wenn du die Frau irgendeines Mannes bist, dann bist du meine! Du kennst mich noch nicht! Aber ich kenne Dich!“ Mit diesen Worten ging er und wolle am Nachmittag wieder kommen, um meine Antwort auf die bestimmte Frage abzuholen.
Hitzig schrieb ich einen Brief an Angel. Er soll mich vor meiner Versuchung beschützen, retten vor dem, was mir droht. Ich bin so verlassen ohne dich, oh Angel komm zurück. Ich liebe dich doch so. Ich bin noch immer dieselbe Frau, in die du dich verliebt hast - ja, noch genau dieselbe.

Die Vergangenheit holt mich ein!

So machte ich mich auf den Weg nach Hause und gestand meiner Mutter mein Geständnis an Angel. Ich kleines dummes Ding hatte nicht auch noch damit gerechnet, dass mein Vater sich mit meiner Ehe rühmt und sich nun vor allen lächerlich gemacht hatte. Und als wäre das nicht genug, zweifeln meine Eltern an meiner Hochzeit. "Glaubst du, er hat sie wirklich geheiratet? Oder ist`s wie beim ersten..." diese belauschten Gesprächsfetzen reichten mir, um festzustellen, dass ich hier nicht lange bleiben konnte und sagte Lebewohl!
Nun, da Angel weg ist, möchte ich für immer hässlich sein, denn ich liebe nur ihn und mir gefällt es, alle anderen Männer verächtlich von mir denken zu lassen. Auf dem Pachthof, wo auch Marian arbeitete war zu dieser Zeit schreckliches Wetter und sehr harte Arbeit zu verrichten. Und als wäre das nicht schon genug, erkannte ich, dass mein Arbeitgeber der aus Trantridge stammende Mann war, der auf meine Vergangenheit anspielte. Ich hätte an keinen schlimmeren Ort kommen können. Doch das einzig gute waren meine Freunde Marian und Izz, die ebenfalls kam. Marian beichtet mir, dass Angel mit Izz nach Brasilien wollte. Ich konnte das nicht glauben, doch ich sah es für mich als Zeichen dafür, dass ich um ihn kämpfen und nicht nur so vor mich hin vegetieren sollte.
So machte ich mich auf den Weg zu Angels Familie, um sie um Geld zu bitten. Angels Almosen sind nun aufgebracht und so muss ich sein Angebot, in Not seinen Vater aufzusuchen, annehmen. Der lange Fußmarsch machte mir zu schaffen, aber ich hatte ein Ziel. Mein Mut dieses zu erreichen war nach dem zufälligen Treffen mit Angels oberflächlichen Brüdern aber verschwindend gering. Ich hörte ein Gespräch über Angel mit seinen außergewöhnlichen Ansichten und über die Melkerin, oder was sie auch immer war, an der er sich weggeworfen hatte. Ich machte mich wieder auf den Heimweg - ohne Geld und ohne mich der Familie vorgestellt zu haben. Auf dem Weg hörte ich eine Predigt von einer bekannten Stimme. Ich konnte nicht glauben welchem Besitzer sie angehörte: Alec d`Urberville. 

Trennung und Lebewohl!

Nach meinem Geständnis will Angel nichts mehr mit mir zu tun haben. Er ist erschrocken, enttäuscht und verständnislos. Dabei liebe ich ihn doch und wollte unsere Ehe mit reinem Gewissen beginnen. Ich bin jetzt eine andere und was zählt ist doch die Zukunft nicht wahr?
Doch er sagt, die Frau, die er geliebt habe, sei nicht ich! Hätte ich ihm bloß nicht von Alec d`Urberville erzählt. Ich würde alles für ihn tun, ihm gehorchen wie eine Sklavin. Doch er denkt nur an Flucht vor mir, der Sünderin. Dabei war ich doch noch ein Kind als das geschah und wusste nichts von Männern. Aber Angel bleibt hart, für ihn bin ich nicht mehr die Gleiche.
Nach der Nacht meines Geständnisses folgte der nächste Morgen in völliger Entfremdung. Mir wurde klar, dass Angel auf allen Seiten verloren hatte. Er stellte sich gegen seine Familie, auf meine Seite, auf der er sich Unschuld erhoffte, doch ich enttäuschte ihn. Hätte ich es bloß nicht zur Hochzeit kommen lassen. Doch ich hatte immer die Möglichkeit einer Scheidung in Betracht gezogen. Aber er sagte ich irrte mich, er könnte das nie tun. Oh nein, dann hätte ich meinem Leben gestern Abend ein Ende machen sollen, aber noch nicht mal dazu hatte ich den Mut. Er soll den Schlag setzten, denn ich bin so absolut nichtswürdig und stehe ihm so schrecklich im Wege. Ich würde alles tun, was er von mir erwartet. Ehrlich gesagt habe ich seine Entfremdung und Abneigung verdient, deshalb möchte ich ihn verlassen und nach Hause gehen. Seine Antwort war:"Wer, weiß, vielleicht finden wir uns eines Tages wieder zusammen, aus Überdruss - Tausende haben das getan!"
In der folgenden Nacht schlafwandelte Angel. Er nahm mich auf den Arm und spazierte ahnungslos zum Flussufer und legte mich in eine alte Gabstätte, ganz so, als träumte er, ich sei gestorben. Es war schön seine Nähe zu verspüren, ganz anders als die letzten Tage. Doch er bekam nichts davon mit. Nach unserem letzten Besuch in der Meierei trennten wir uns. Gott ist nicht in seinem Himmel: Nichts ist mehr in Ordnung in der Welt!

Hochzeit mit unreinem Gewissen!


Oh Angel ist so liebenswert und gut zu mir. Es fällt mir schwer ihn immer wieder weg zu schicken. Oh, ich hab mich verliebt, aber das darf nicht sein. Ich bin nicht gut für ihn und er hat was Besseres verdient.

Angel ist nun für ein paar Tage gegangen. Ich wünschte, dass ich bei ihm sein könnte, aber lieber hätte ich es, wenn er eine meiner Freundinnen heiraten würde.

Ich muss ihm von meiner Vergangenheit berichten und dann wird er mich nicht mehr wollen. Es wird so wehtun, aber ich muss es tun zu seinem Wohl.

Mittlerweile ist Angel wieder zurück auf den Hof gekehrt. Und er hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Was soll ich denn nun tun? Ich kann nicht ja sagen! Ich sollte es nicht. Er sollte eine der anderen Mädchen fragen, ob sie ihn Heiraten möchte. Ja, das werde ich ihm vorschlagen.
Er sagt, dass er keine andere will außer mir. Er will mich heiraten. Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn ich ihm von meiner Vergangenheit erzähle, dann wird er mich nicht mehr wollen, aber ich liebe ihn doch.

Ich werde meiner Mutter ein Brief schreiben und sie um Rat fragen.
Meine Mutter sagt, dass ich einwilligen und nichts von meiner Vergangenheit sagen soll. Soll ich das wirklich tun? Kann ich das vor ihm verbergen?

Ich liebe ihn und werde ihn bestimmt nicht betrügen und immer sehr gut behandeln. Die Vergangenheit ist vergangen und ich möchte ja einen Neuanfang beginnen. Ich werde einwilligen und Angel heiraten.

Ich habe nun ja gesagt und bin überglücklich, doch ist mein Glück gedämpft, denn ich verschweige ihm etwas Wichtiges. Ich glaube, dass ich das doch nicht kann. Was soll ich nur tun? Mutter sagt, dass ich nichts sagen soll, aber es wird doch raus kommen.

Ich werde ihm einen Brief schreiben und unter der Tür durch in sein Zimmer schieben, dann kann er am Morgen die Wahrheit lesen und sich entscheiden.

Angel hat sein Verhalten am nächsten Morgen nicht verändert. Er hat mich sehr herzlich begrüßt, wie immer. Oh er liebt mich so doll, dass er darüber hinweg sehen kann.

Nun können wir endlich heiraten. Doch kurz davor entdeckte ich den ungelesenen Brief unter seinem Teppich und mir wurde klar, dass er diesen nie zu Gesicht bekam. Gleich darauf versuchte ich ihm meine Sünde zu beichten, doch er meinte das habe Zeit.
Nach unserer Hochzeit verließen wir die Meierei und fuhren zu einem Anwesen meiner Vorfahren. Dort gestand mir Angel seine Sünden. Ich war überglücklich, denn nun konnte ich ihm mein Vergehen mit gutem Gewissen beichten.

Neuanfang!


Es ist eine Menge Zeit vergangen nach dem Vorfall. Und ich denke, dass es langsam Zeit ist für einen Neuanfang, aber wie stell ich das an?
Am besten suche ich mir eine Arbeit, die weit weit weg von hier ist und wo niemand mich und meine Vergangenheit kennt. Ich werde mich gleich morgen auf den Weg machen.
Ich habe nun eine Stelle auf einem Hof als Melkerin angenommen und mich schon mit drei Melkerinnen, Marian, Izz und Pretty, angefreundet. Mrs. und Mr. Crick, die den Hof besitzen, sind sehr nett.
Außerdem arbeitet hier der gut aussehende Mann Angel vom Maitagtanz. Die anderen drei Mädchen schwärmen sehr von Angel und deswegen ist es mir unangenehm zuzugeben, dass ich ihn auch gut finde.
Ich glaube, dass Angel sich auch für mich interessiert, aber das möchte ich nicht, denn die anderen Mädchen sind viel besser für ihn, da sie rein und ohne Sünde sind.